Leasing erhöht die Flexibilität und verbessert den Service

Artikel vom 27. März 2024
Service und Zubehör

Ein Praxisbeispiel aus Schorndorf in Baden-Württemberg zeigt, wie ein Finanzbürgermeister das Segment Leasing immer weiter erfolgreich ausbaut.

(Bild: Stadtinfo Schorndorf, 73614 Schorndorf).

Angesichts hoher Bonität und niedrigster Zinsen liegen die Vorteile des Leasings für kommunale Betriebe gegenüber dem Kauf vor allem in der Flexibilität und dem Service; gelegentlich auch in der Auslagerung von Risiken, etwa bei Neuheiten wie vor Jahren bei den Batterien für E-Fahrzeuge, oder günstigeren Konditionen, wenn der Leasinggeber seinerseits günstiger einkauft, weil er größere Stückzahlen mit dem Hersteller verhandelt hat. Ein typisches Praxisbeispiel findet sich in Schorndorf, wo Finanzbürgermeister Thorsten Englert bereits seit 2010 konsequent auf Leasing setzt.

»Wir haben mit PCs, Laptops, Druckern etc. in der Stadtverwaltung angefangen, um die IT-Infrastruktur zu vereinheitlichen und zu modernisieren«, sagt Englert. In einer zweiten Leasingphase habe er sämtliche Schulen einbezogen und auch deren IT-Infrastruktur harmonisiert. Der Finanzexperte: »Mit Leasing können Sie das wunderbar machen, weil Sie die Laufzeiten bestimmen können und bei Bedarf immer das neueste Equipment haben.«

Thorsten Englert ist Finanzbürgmeister in Schorndorf.

Im dritten Schritt begann Englert in der Geburtsstadt von Gottlieb Daimler mit ihren gut 40.000 Einwohnern, auch Fahrzeuge und Software aus diesen Gründen zu leasen. Schließlich bezog er die sechs städtischen Tochtergesellschaften in seine Leasingaktivitäten ein und harmonisierte überall die IT-Infrastruktur, was in der Praxis Kosten spart und günstigere Konditionen ermöglicht. Die Akku-Werkzeuge von Hilti etwa leasen die Stadtwerke ebenso wie die Stadthalle, die zur Stadtbau GmbH gehört, ihre Veranstaltungstechnik, z. B. Beamer, Leuchten oder Mischpult.

Qualität, Ergonomie und Leistung dank Leasing

»Per Leasing können wir auch vermehrt auf Qualität, Ergonomie und Leistungsfähigkeit setzen«, sagt der IT-affine Verwaltungsexperte. Während des Lockdowns in der Pandemie habe er so die Arbeitsfähigkeit der Verwaltung deutlich erhöhen können: Via Leasing konnte er Mitarbeiter fürs Homeoffice schnell mit leistungsstarken Rechnern nachrüsten, und sämtliche Besprechungsräume der Verwaltung und ihrer städtischen Töchter waren ohnehin bereits für hybride Konferenzen ausgestattet. Englert: »Wir nutzen auch das Know-how unserer Leasingpartner in der Beratung und im Beschaffungswesen.«

Auch größere Investitionsgüter wie Elektrobusse und Lokomotiven sind »im Angebot« einiger Leasingunternehmen (Bild: Nürnberger Leasing).

Auch größere Investitionsgüter wie Elektrobusse und Lokomotiven sind »im Angebot« einiger Leasingunternehmen (Bild: Nürnberger Leasing).

(Bild: Nürnberger Leasing).

(Bild: Nürnberger Leasing).

Auch im Bereich Nutzfahrzeuge geplant

Das Leasing will der Finanzmann auch deshalb weiter ausbauen, etwa bei Nutzfahrzeugen der Stadtentwässerung oder der zentralen Dienste, »weil stets neues Material einen gepflegten Auftritt ermöglicht und uns als attraktiven Arbeitgeber präsentiert«. Inzwischen hat er drei Viertel der Belegschaft so ausgerüstet, dass sie mobil arbeiten können. Das Leasing entlaste zudem den Etat der Stadt, und Mehrkosten für besseres Equipment amortisiere sich über die höhere Produktivität der Mitarbeiter. Angesichts von 350 Millionen Euro Kommunal- und 500 Millionen Euro Anlagevermögen bleibe das Leasingvolumen der Stadt dennoch »ein Klacks«.

Leasing-Experte Ferdinand Dorn

Für Ferdinand Dorn, Vorsitzender des Bundesverbands Finanzierung und Leasing (BFL), ist das Schorndorfer Beispiel typisch »für eine virtuose Anwendung von Leasing«. Typische Leasinggüter im kommunalen Bereich seien auch Fahrzeuge, die Müll entsorgen, Straßen reinigen, Schnee räumen oder Schlepper, Traktoren und Baufahrzeuge bis hin zu Feuerwehrautos, Forsttechnik oder mobilen Wohncontainern.

»Der Vorteil für die Kommunen liegt in der Objektkenntnis der Finanzierer und der Variabilität der Vertragsgestaltung«, sagt Dorn, der mit seiner Nürnberger Leasing und 600 Millionen Euro Finanzierungsvolumen selbst ein großer Player in dem wachsenden Markt ist. So hat er seit 2018 auch Lokomotiven und Waggons im Angebot, weil etwa Landkreise den ÖPNV per Schiene reaktivieren. Daneben finanziert die Nürnberger Leasing seit Jahren die Umrüstung von Fähren, Ausflugsschiffen oder Linienbussen in kommunaler Hand von Diesel auf elektrische Antriebe und verfügt deshalb auch in diesem Segment über großes Know-how bis tief hinein in Technik, Verfahren und Prozesse. Auch Arbeitskleidung sei ein typisches Beispiel, so Dorn, für bessere Ergebnisse: Hier könne der Bauhof zum Beispiel den Reinigungsservice oder Ausbesserungsarbeiten an den Textilien in den Leasingvertrag mit hineinverhandeln. Dasselbe gelte für Fahrzeuge im Fall von Reparaturen oder der Bereitstellung von Ersatzfahrzeugen.

Laut Bundesverband Leasing, in dem 400 Finanzierer organisiert sind und bei dem Dorn im Finanzausschuss sitzt, kommt die öffentliche Hand auf eine Leasingquote von zwei Prozent. Zum Vergleich: Gut 15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts sind via Leasing finanziert, das neben dem Bankkredit immer mehr zur etablierten Finanzierungssäule wird. 2022 war die Nürnberger Leasing im Rahmen der massiven Umbrüche im Finanzierungsgeschäft auch in den hart umkämpften Markt für Multifunktionsgeräte für das Drucken, Scannen und Kopieren eingestiegen. Inhaber Dorn zu seinen Motiven: »Die Kunden wollen zunehmend einen Hersteller unabhängigen Service aus einer Hand mit einem kompetenten Ansprechpartner. Darauf haben wir reagiert.« Und durch die hohe Regulatorik der Finanzbranche stünden die Leasinganbieter unter Effizienzdruck, der meist nur heiße: Wachsen oder weichen.

Fünf Tipps zum Leasing:

Darauf sollten Kommunen achten

  1. Leasing ist ebenso ausschreibungspflichtig wie andere Vergaben, bedarf in der Regel aber nicht der Zustimmung des Gemeinderats. Weil das gewählte Bürgergremium aber keine Schattenhaushalte an seinem Etatrecht vorbei liebt, ist es dennoch günstig, dessen Vertreter in die eigene Entscheidung und deren Motive und Vorteile einzubinden.
  2.  Zum Kommunalleasing gibt es in den 16 Bundesländern unterschiedliche Bestimmungen. Meist ist Leasing zulässig, teils gibt es aber betrags- und laufzeitmäßige Beschränkungen. In einigen Ländern sind Mobilien-Leasingverträge auch genehmigungspflichtig durch Regierungspräsidium, Fachministerium oder Prüfungskommission. Das Vergaberecht berücksichtigt zudem nicht immer ergänzende Serviceleistungen, die jedoch erhebliche Vorteile bringen können. So können zusätzliche Services wie Wartung, Reparatur, Versicherung oder Bereitstellung von Ersatzfahrzeugen und -maschinen bei Ausfällen die Kommune enorm entlasten.
  3. Kommunen (auch Kreise, Länder, Bund) leasen Computer und Kopierer, Medizintechnik, Hubschrauber und Fahrzeuge aller Art. Die Palette der über Leasing realisierten Investitionen unterscheidet sich kaum von der der Privatwirtschaft. Über Immobilienleasing werden auch Verwaltungsgebäude, Kongresszentren, Freibäder, Schulen oder Theater realisiert, sogar Großprojekte wie Müllverbrennungsanlagen, Heizkraftwerke, Biogasanlagen, Nahverkehrssysteme, Wertstoffsortieranlagen oder Krankenhauseinrichtungen.
  4. Das Grundprinzip des Leasings gilt wie in der Privatwirtschaft auch für die Öffentliche Hand. Es entsteht ein Dreiecksverhältnis zwischen Leasinggeber (Lieferant des Investitionsgutes) und Leasingnehmer (Kommune), bei dem der Leasinggeber Besitzer der Ware bleibt. Die Kommune profitiert von den spezifischen Markt- und Objektkenntnissen der Leasinggesellschaft, oft auch von deren besseren Einkaufskonditionen und Zweitverwertungs-Know-how (z. B. Märkte außerhalb der EU)
  5. Die Leasingraten sind langfristig festgeschriebene Zahlungsverpflichtungen, die Kostensicherheit garantieren. Denn überraschende Belastungen sind ausgeschlossen. Die Planbarkeit und Transparenz der Kosten, die Modernität der Betriebsausstattung und die ergänzenden Services gehören daher zu den am häufigsten genannten Leasingmotiven der öffentlichen Hand.
Teilen
PDF-Download
Weiterempfehlen
Drucken
Anzeige Hersteller aus dieser Kategorie