Externe Hilfe im Jahresverlauf
Anbaumäh- und Anbaumulchgeräte
Die Aufgaben der kommunalen Bauhöfe sind vielfältig. Angefangen von der Verkehrswegeunterhaltung mit Reinigung und Winterdienst über Grünflächenpflege, Friedhofswesen, Kanalunterhaltung bis zur Waldbewirtschaftung erwarten Bürger einen schlagkräftigen Service. Allerdings hat das Ganze auch seinen Preis. In regelmäßigen Abständen schaut der Landesrechnungshof den Kommunen auf die Finger. Nach den Vorstellungen der Prüfer sind diese Ausgaben ständig auf ihre Notwendigkeit hin zu überprüfen. Es wird empfohlen, bei Ausrüstung und Personal nur eine Grundlast abzudecken. Saisonale Spitzen beim Arbeitsaufkommen sowie hochqualifizierte Aufgaben sollen zusammen mit regionalen Fachbetrieben erledigt werden. Hintergrund dieser Politik ist, dass die kommunalen Haushalte einem ständigen Sparzwang unterworfen sind. Lokaler Arbeitsmarkt, Migration, Pandemie und Klimapolitik hinterlassen Spuren im Budget, deren Folgen auch auf den Bauhof durchschlagen.
Zu den Aufgaben ohne konkrete Planungssicherheit gehört der Winterdienst. Grundsätzlich fallen Schneefall und Glatteis im Gebirge heftiger aus als auf dem flachen Land. Im Gegensatz zur Stadt ist auf dem Land eher mit Hilfe in Gestalt von Land- und Forstwirten sowie Lohnunternehmen zu rechnen. Durch den gestiegenen Kontrolldruck hat die Winterdienstbereitschaft im Kreis der Transport- und Bauunternehmer nachgelassen. Die Organisation von Räumen und Streuen einschließlich der dazugehörenden Rufbereitschaft ist eine komplexe Aufgabe. Das Arbeitszeitgesetz begrenzt die maximale Arbeitsdauer auf 10 Stunden. Es folgt eine ununterbrochene Ruhezeit von mindestens 11 Stunden. Vorrang beim Räum- und Streudienst haben Straßen, welche von ÖPNV und Durchgangsverkehr berührt werden. Diese müssen bei einsetzendem Berufsverkehr gegen 7 Uhr befahrbar sein. Seitenstraßen sind in der Priorität nachgeordnet. Die Räumgeschwindigkeit liegt bei maximal 40 km/h. Je nach Leistungsfähigkeit der ausführenden Organe wird wochentags bis 20 Uhr geräumt und gestreut. Bei Dauerschneefall wird die Arbeitszeitgrenze des Personals bereits am Nachmittag erreicht. Hier wird das Problem einer geringen Personaldichte sichtbar.
Vorausschauende Planung beinhaltet eine Zweischichtenlösung. Wer diese Mehrkosten umgehen will, der sorgt für externe Unterstützung, wobei Kreativität gefragt ist. Eine dauerhafte Zusammenarbeit funktioniert hier nur auf Augenhöhe. Bauhofleiter sollten nicht darauf vertrauen, dass die privaten Helfer zu Hause untätig am Telefon verharren, bis dem kommunalen Winterdienst die Luft ausgeht. Das geht nicht lange gut. Beim Aufbau nachhaltiger Geschäftsbeziehungen mit lokalen Unternehmen sollten diesen im Bauhofgeschehen ausreichend Raum eingeräumt werden, damit für beide Parteien die Rechnung unterm Strich aufgeht.
Lohnunternehmeralltag
Ein Paradebeispiel liefert die Firma Springmann in Oppenau (Schwarzwald). Auf zwei Höfe verteilt bewirtschaften die Springmanns 38 Hektar Grünland, überwiegend in Steillage, und 60 Hektar Wald. Der vorgehaltene Maschinen- und Fuhrpark deckt deutlich mehr als 100 % des Bedarfs ab. Nur so können widrige Wetterlagen übers Jahr kompensiert werden. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sollte die Technik bestmöglich ausgelastet sein. Genau hier schließt sich der Kreis. Vor knapp vierzig Jahren hat Firmengründer Martin Springmann eine weitere Erwerbsquelle als Lohnunternehmer erschlossen.
Sohn Andreas, ausgebildeter Forstwirt, ist zwischenzeitlich Geschäftsführer und bewirbt die Geschäftsfelder Winterdienst, Landschaftspflege und Forstarbeiten.
Von November bis April ist Winterdienstzeit. Zu zweit wird aktuell eine Strecke von rund 50 Kilometern bedient. Es handelt sich um Kommunalstraßen, Radwege und Parkplätze. Der Kundenkreis bestand lange Zeit aus zwei Gemeinden und einer Handvoll Privatfirmen. Räum- und Streudienst verlangen eine Verfügbarkeit rund um die Uhr. Im Einsatz waren bisher Schlepper und Unimog.
Der John Deere »6230 Premium« verfügt über eine Motorleistung von 130 PS. Vorne ist ein dreiteiliger Schmidt Schneepflug mit 3 Metern Räumbreite montiert. Am Schlepperheck befindet sich ein Rauch Streuer mit Dreipunktbefestigung. Maximal sind 1 qm Streumittel an Bord. Zum Einsatz kommt ein Mix aus Trockensalz und Splitt, der bei der Beladung gemischt wird. Der Streuteller wird über die Zapfwelle angetrieben. Fahrzeuge und Ausrüstung sind Eigentum der Familie Springmann. Der Schleppereinsatz beginnt vor der Haustür. Der Unimog stand bisher einsatzbereit im sieben Kilometer entfernten Nachbarort und kam auch dort zum Einsatz. In Abstimmung mit der Familie Springmann wurden die Räum- und Streupläne der Heimatgemeinde überarbeitet. Mit zwei eigenen John Deere Schleppern ist das Lohnunternehmen nun stärker in das lokale Winterdienstgeschehen integriert. Der Service am Nachbarort wurde aufgegeben, der Unimog verkauft. Neu im Fuhrpark ist ein John Deere »6800«. Beide Schlepper stehen bei Springmanns zu Hause und nehmen von dort aus ihren Dienst auf.
In zentraler Lage wurde seitens der Gemeinde ein zweites Streugutsilo eingerichtet. Für den Bauhof bedeutet die Neuorganisation mehr personelle Flexibilität und Schlagkraft, zumal die privaten Helfer ohne Umwege dort ihren Job aufnehmen, wo sie gebraucht werden. Andreas und Martin Springmann nutzten die Konzentration der Winterdienstsparte für eine Standardisierung des Fuhrparks. Die verfügbare Anbautechnik ist für beide Schlepper kompatibel. Für die Aufnahme der Schmidt Schneepflüge sind beide Schlepper vorne mit Kommunalplatten versehen. Diese stecken die beim Winterdiensteinsatz auftretenden Kräfte im Vergleich zu Dreipunktbefestigungen besser weg. Auch ein im Gerätebestand befindlicher Mulag Mulchkopf wird in Verbindung mit einem sechs Meter langen Ausleger an der Platte fixiert.
Praktiker sehen im Schlepper das passende Fahrzeug für den innerörtlichen Einsatz. Rundumsicht und Handling werden nicht durch sperrige Aufbauten beeinträchtigt. Auch in Fußgängerzonen, auf dem Marktplatz und beim Gärtnereieinsatz geben Schlepper eine gute Figur ab.
2021 war ein Jahr mit hohem Vegetationsdruck. Bei Springmanns ist von Mai bis September Mäh- und Mulchzeit. Den Trägern der Straßenbaulasten geht es dabei um den Rückschnitt des Straßenbegleitgrüns. Im Rahmen der Verkehrssicherungspflicht sind im öffentlichen Verkehrsraum Grünflächen zu mulchen.
Zum Einsatz kommt ein Mulag Mulchkopf »MK 1200«, welcher über einen Ausleger »MFK 500« an der vorderen Kommunalplatte befestigt wird. Der zwischengeschaltete Ausleger gibt dem Mulchkopf eine Reichweite von sechs Metern. Diese Technik verspricht sicheres Arbeiten im fließenden Verkehr ohne riskante Fahrmanöver. Auch der Raum hinter den Leitplanken wird problemlos erreicht. Kommunen, Wasserwirtschaftsamt, Umweltbehörde, Waldbesitzer, Wirtschaft und Privatadressen melden ihren Bedarf an. Stillgelegte Acker- und Grünlandflächen, welche nicht wirtschaftlich nutzbar sind, werden offengehalten, um wuchernden Wildwuchs zu vermeiden.
»Von dieser Landschaftspflege profitiert auch der Tourismus«, versichert Martin Springmann als erfahrener Vermieter von Ferienwohnungen. Zumeist handelt es sich dabei um Steilflächen, die gemulcht werden. Je nach erforderlicher Arbeitsbreite stehen Anbaumulcher von Berti mit 2,5 Metern oder von Fischer mit 1,8 Metern zur Auswahl. Bei Bedarf können diese am Schlepper vorne oder hinten montiert werden, wobei die vordere Kommunalplatte einer Dreipunktbefestigung weichen muss. Auf gut befahrbaren Flächen sind die John Deere Schlepper mit zwei Mulchern gleichzeitig im Einsatz. Einer am Ausleger, ein weiterer an der rückseitigen Dreipunktbefestigung, so kommt man auf eine Arbeitsbreite von vier Metern. Für das steile Gelände, dort also, wo die Schlepper hinsichtlich der Kippstabilität an ihre Grenzen stoßen, steht ein Aebi Mähtrak mit Dreipunktanschlüssen vorne und hinten bereit. Nach Bedarf wird ein Mortel Frontmähwerk mit 2,4 Metern oder der Fischer Mulcher mit 1,8 Metern Arbeitsbreite angebaut.
Wo zur Steillage mit Absturzgefahr eine grenzwertige Bodenbeschaffenheit hinzukommt, arbeitet eine ferngesteuerte Niko Mähraupe mit Kettenlaufwerk. Diese macht Dornhecken bis zu einer Höhe von 1,5 Metern nieder.
Im Bereich von Straßen, Feld-, Wald- und Radwegen wird das Durchfahrtsprofil durch robuste Vegetation eingeengt.
Beim Rückschnitt hilft ein John Deere mit Mulag Astsäge am Ausleger. Die Säge wird mit Gehölzen bis zu einem Querschnitt von 15 Zentimetern fertig. Für die Springmanns ist das eine Winterarbeit. Im Aufbau ist derzeit ein John Deere »6830« als Forstschlepper mit Pfanzelt Rückekran (6,8 Meter Reichweite) und Ritter 2 x 7 Tonnen Konstantzugwinde.
Solidarische Hilfe
Maschinenringe gibt es seit 1958. Die Grundidee bestand in der betriebsübergreifenden Nutzung von Maschinen und Personal in land- und forstwirtschaftlichen Betrieben. Zwischenzeitlich haben Gewerbebetriebe aller Art, Privatpersonen und Kommunen Zugang zu den Maschinenringen, welche als Verein oder Genossenschaft geführt werden. Die beitragspflichtige Mitgliedschaft dauert mindestens ein Jahr. In dieser Zeit können Mitglieder Maschinen von anderen Mitgliedern oder aus dem Ringbestand anmieten. Auch Zuerwerbsmöglichkeiten werden angeboten. Dazu gehört die Grünflächen-, Gehölz- und Baumpflege. Im Sommer wird gemäht und gemulcht, im Herbst Laub entsorgt. Für den Winterdienst stehen beim Maschinenring Ortenau e.V. drei eigene Räum- und Streufahrzeuge bereit. Diese werden von einem ausgewählten Personenkreis bedient. Zu den Kunden zählen Städte, Gemeinden, Supermarktketten und Gewerbebetriebe. Saisonarbeitskräfte können ganzjährig vermittelt und bei Bedarf auch untergebracht werden.
Waldbesitz
Der Ortenaukreis im Schwarzwald hat 51 Kommunen mit Waldbesitz. Zwei Drittel davon haben bedingt durch die geringe Waldgröße Probleme bei der Unterhaltung von Forstpersonal und Ausrüstung. Nach dem Orkan »Lothar« waren zu Beginn des Jahrhunderts 700.000 Festmeter Sturmholz abzuwickeln, für die regionale Forstwirtschaft eine kaum zu bewältigende Aufgabe.
Es kam zur Gründung der Waldservice Ortenau e. G. (WSO), der zwischenzeitlich 24 Kommunen, 11 Forstbetriebsgemeinschaften und die Kreisverwaltung mit dem Amt für Waldwirtschaft angehören.
Ziel war eine Zusammenarbeit der Kommunalen Forstbetriebe auf rechtssicherer Basis. Die Betreuung und Bewirtschaftung von privaten und kommunalen Wäldern einschließlich der Holzvermarktung ist für den WSO ein wachsendes Geschäftsfeld. Das Amt für Waldwirtschaft bietet zusammen mit der WSO Wertholzsubmissionen an.
Mit eigenem Großhacker wird Energieholz produziert und in einer leistungsfähigen Solaranlage getrocknet. Als Abnehmer hat man mehrere Heizanlagen im Bestand. Übermengen werden an Großkunden vermarktet. Durch die aktuelle Umstellung mehrerer Kraftwerke von Kohle auf Biomasse ist hier ein Nachfrageboom zu erwarten. Dabei ist es wichtig, dass auch die Waldbesitzer vom steigenden Holzpreis profitieren.
Sparen ist Ermessenssache. Die Potenziale enden dort, wo die Grundbedürfnisse der Bürger beginnen. Aber auch da gibt es Spielräume. Das richtige Maß für Ausgabendisziplin ist konjunkturabhängig. Wenn das Steueraufkommen einbricht, ist Sparen die Lösung.